Leichtathletik-WM: Tag 3!

Gestern stand Tag 3 der Leichtathletik-WM in Doha auf dem Programm. Stabhochsprung, Dreisprung, das Finale über 100 Meter – sportlich gesehen fehlte es an nichts. Sport.Politik gibt einen kleinen Rückblick auf das Geschehen und wagt sich an eine Vorschau auf Tag 4 heran.

Was war gestern los?

Der gestrige Abend war geprägt von vielen hochklassigen Leistungen und emotionalen Momenten. Da war zum einen die unglaubliche Siegesweite von Christian Taylor im Dreisprung, der mit 17,92 Meter seinen vierten WM-Titel gewinnen konnte. Zum anderen lief Shelly-Ann Fraser-Pryce in 10,71 Sekunden eine Weltjahresbestleistung und damit ebenfalls zu ihrer vierten Goldmedaille über 100m. In Erinnerung bleiben wird jedoch der Stabhochsprung der Frauen. Und das hat mehrere Gründe: als erstes natürlich die großartigen Leistungen von Sandi Morris und Anzhelika Siderova, die sich Höhe um Höhe ein packendes Duell um die Goldmedaille lieferten. Bis 4,90 Meter gaben sich beide Athletinnen keine Blöße – mit ihrem Sprung über 4,95 Meter steigerte Siderova ihre Freiluft-Bestleistung um ganze 10 cm und überflügelte somit Morris. Der Moment des Abends gehörte jedoch Angelica Bengtsson, der bei 4,80 Meter der Stab brach. Schlimm genug, doch dann fand sie zu allem Überfluss ihre Stäbe nicht wieder. Also borg sie sich kurzerhand einen von der Französin Ninon Guillon-Romarin. Denn bei Stabbruch darf der Sprung wiederholt werden, und was macht Bengtsson? Überquert souverän die 4,80 Meter – Landesrekord. Bei 4,85 Meter war der Wettkampf für die Schwedin allerdings beendet.

Hmpf! Das Ärgernis des Tages

Zuerst einmal muss man sagen, dass die ARD und das ZDF die Leichtathletik-WM fast vollständig übertragen – sei es live im Fernsehen oder (einzelne Wettkämpfe) als Online-Stream. Die Einschaltquoten sind auch nicht allzu schlecht. Während am Samstagabend noch unterdurchschnittlich viele Zuschauer (2,72 Millionen, 10,5 Prozent Marktanteil) das Zweite einschalteten, erholte sich die Quote gestern wieder leicht mit 3,29 Millionen Zuschauern und 13,3 Prozent Marktanteil in der ARD. Doch vor allem in Bezug auf die „Live“-Übertragung gestern gibt es dann trotzdem etwas zu Meckern: nachdem von der Live-Berichterstattung auf ARD ONE ins Hauptprogramm der ARD geschaltet wurde, bot man dem Zuschauer bis auf das 100m-Finale der Frauen nur noch Konserve an. Anstatt also das hochklassige Dreisprung-Finale der Herren zu zeigen, wurde das ONE-Programm inklusive Kommentar eins zu eins in der ARD wiederholt – mit Live-Einblendung.

Im Gegensatz zu den TV-Quoten sind die Zuschauerzahlen im Stadion doch sehr traurig, aber nicht wirklich überraschend. Die Organisatoren versuchen zwar, mit Lichtshows darüber hinweg zu täuschen, aber ohne Erfolg. Das Stadion war bei dem 100m-Finale der Frauen fast leer:

Die Mütter des Tages

Die Mütter unter den Leichtathletinnen dominierten gestern die Berichterstattung. Und das zu Recht. Shelly-Ann Fraser-Pryce gewann zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Gold über die 100m und damit andere Mütter inspirieren.

Allyson Felix setzte noch einen drauf, indem sie gestern den Premierentitel mit der 4×400 Meter Mixed-Staffel der USA und damit ihren zwölften Weltmeistertitel gewann. Nach der komplizierten Geburt ihrer Tochter vor 13 Monaten setzt sich Felix für Schwangere und Mütter in der afro-amerikanischen Community ein, denn die Wahrscheinlichkeit, an schwangerschaftsbezogenen Komplikationen zu sterben, ist in den USA bis zu dreimal höher als bei weißen Frauen. Außerdem kämpft sie zusammen mit anderen Athletinnen gegen die Diskriminierung von Müttern im Sport – mit Erfolg, denn zumindest NIKE passte mittlerweile seine Verträge an.

Doping!

Shelly-Ann Fraser-Pryce zum Dritten! 2011 wurde sie wegen eines positiven Tests auf das Schmerzmittel Oxycodon für sechs Monate gesperrt. Sie gab Zahnschmerzen als Grund für die Einnahme an.

Chinas Liu Hong gewann gestern die Goldmedaille über die 20 Kilometer Gehen der Frauen. 2016 war sie für einen Monat gesperrt, nachdem ihr die Stimulanz Higenamin nachgewiesen werden konnte.

Die Vorschau für Tag 4

Das Highlight aus deutscher Sicht sind heute natürlich die 3.000m Hindernis mit Gesa Felicitas Krause. Mit ganz viel Glück ist vielleicht eine Medaille drin, wahrscheinlicher ist jedoch eher eine Platzierung um Rang 5 oder 6. Der deutsche Rekord, den sie diese Saison gelaufen ist, macht jedoch ein wenig Hoffnung auf die erste deutsche Medaille der Leichtathletik-WM.

Genau diese ist für Imke Onnen im Hochsprung-Finale ziemlich außer Reichweite. Klare Favoritin ist hier die Russin Mariya Lasitskene, die mit 2,06 Metern die Weltjahresliste anführt und seit 18 Wettbewerben ungeschlagen ist.

Martin Wierig hat als einziger Deutscher das Diskus-Finale erreicht, wo vielleicht eine Bronze-Medaille drin sein könnte. Den Sieg werden aber wohl der Schwede Daniel Stahl und der Jamaikaner Fedrick Dacres unter sich ausmachen. Ein Zweikampf wird auch das 400m Hürden-Finale der Männer: Titelverteidiger Karsten Warholm und Rai Benjamin konnten beide diese Saison unter der magischen Grenze der 47 Sekunden bleiben.

Ansonsten bleibt spannend zu sehen, ob die Ingebrigtsen-Brüder über 5.000 Meter eine Chance gegen die kenianischen und äthiopischen Läufer haben werden – es wäre zumindest eine kleine Überraschung. Die 200 Meter-Halbfinals der Männer sollten auch eine klare Sache sein. Allen voran Noah Lyles, Andre de Grasse und Ramil Guliyev, der Titelverteidiger, sind haushohe Favoriten.

Ansonsten sind noch die deutschen Speerwerferinnen in der Qualifikation unterwegs. Annika Maria Fuchs die erste Gruppe leider nicht überstanden, Christin Hussong sollte dagegen keine Probleme mit dem Erreichen des Finales haben. Und auch die 200 Meter-Sprinterinnen – Tatjana Pinto, Lisa Marie Kwayie und Jessica-Bianca Wessolly – haben gute Chancen auf den Einzug in das Halbfinale. Hierfür müssen sie entweder einen der ersten drei Plätze ihres Laufes erreichen oder eine der sechs schnellsten Laufzeiten haben.

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